Marianne Moore: Kein Schwan so schön
«Vers: Prosa: ein Muster oder ähnliches von Übersetzung für die, auf denen Vollständigkeit wie ein Fußeisen lastet», schreibt Marianne Moore in ihrem Aufsatz „Vorwort zu einem Marianne Moore Lesebuch“, das wir dieser Auswahl ihrer Gedichte vorangestellt haben. Kein Fußeisen der Vollständigkeit also, sondern nach einem ersten Versuch durch Eva Hesse vor 50 Jahren ein neuerlicher Anlauf, Marianne Moore zu übersetzen und dem hiesigen Publikum vorzustellen. «Wie würde es mir vorkommen, wenn es jemand anderes geschrieben hätte?», fragt sie sich, «Hält es die Aufmerksamkeit fest? „Hat es menschlichen Wert?“ Oder sieht es aus, als hätte man niemals von „Klarheit, Kraft und Leichtigkeit“ gehört oder irgend eine Hilfe von Vor-Denkern erhalten? Ist es kriecherischer Singsang oder hat es „Muskeln“?»
Ihre Dichterkollegin und Freundin Elizabeth Bishop, deren großen Essay über Marianne Moore den Band beschließt, meint: «Ich finde es unmöglich, Schlüsse oder gar eine Summe zu ziehen. Wenn ich es versuche, werde ich lächerlich verworren: ich habe eine Art unbewußten Vergrößerungsblick auf den Buchstaben M. Ich wende die Seiten eines illuminierten Manuskripts und sehe wieder und wieder diese Initiale: Mariannes Monogramm; Mutter; Manieren; Moral; und ertappe mich, wie ich murmle: „Manieren und Moral; Manieren als Moral? Oder ist es Moral als Manieren?“ Wie Alice „traumwandlerisch“, kann ich keine der Fragen beantworten, es ist ganz gleich, wie ich es ausdrücke; es scheint Sinn zu machen.»
146 Seiten, Taschenbuch, Blacklist 006
Euro 14,- / sFr. 18.-