Birgit Kempker: Geist der Peinlichkeit

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Birgit Kempker: Geist der Peinlichkeit

Birgit Kempkers Texte tun weh. Zuallererst ihr selbst. Weil sie Scham schon durchhat. Weil sie keine Peinlichkeit scheut. Weil sie Ross und Reiter nennt. Busch und Rose und Unterhose. Oma und Opa, Mama und Papa, Wuppertal und Essen-Werden. Namen bedeuten was. „Moribund, sagt Elke Erb zärtlich zu dir am Morgen mit rohen Zwiebeln zwischen den Zähnen und hohem Blutdruck in Edenkoben wie zu wundem Hasen. Besser Edenkoben als Hassloch nebenan. Die Peinlichkeit, Orte zu hassen: wie Hassloch. Die Peinlichkeit, Hassworte des Tages zu haben, wie heute: Akzeptanz. Die Peinlichkeit des magischen Verhältnisses zu Worten, Namen und Sätzen.“ Oder: „Du verwechselst Krypto mit Krypta in Essen-Werden, wo deine Eltern mit dir im Bauch deiner Mutter und in einem praktischen Schwarzen heiraten. Die Peinlichkeit, dass dein Kläger, dessen Namen du nicht nennen darfst, in Essen-Werden in einem Logotherapeutischen Institut seinen Logotherapeuten machte und jetzt Direktor ist und dies dir in Budapest nicht gut bekam, ihm auch nicht. Die Peinlichkeit, dass dir, Weiteres zu erwähnen, per Gesetz verboten ist, vorbestraft, und noch peinlicher ist, dass du dich daran hältst, als würde dieser Kläger lebenslang klagen. Du wirkst auf mich recht angeschlagen, Baby.“ Und: „Die Peinlichkeit, Windeln zu brauchen, grosse Hosen, das Bett einzukoten, die Peinlichkeit, dass dies einem Menschen passieren kann und passiert und dass du ein Mensch bist.
– Selbst wenn es Inzest war, kann man sein Knie später noch gut gebrauchen, sagt Doktor Cheng.
– Niemand will die Person sein, die mit dir über diese Anussache spricht, sagst du.
[…]

Taschenbuch, Neue Sammlung 10
18 x 11,5 cm, 202 Seiten
Euro 14,- / sFr. 18.-

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