Stephan Broser: Flugsand um die Sphinx
„Dieses Buch ist kein historischer Abriss der Psychoanalyse, es will keine Biographie ihres Begründers geben – ebensowenig wie eine Geschichte der Ideen Freuds und seiner Nachfolge. Mit einem Wort, man erwarte keine gelehrte Monographie. Hier treffen wir auf die Welt der Märchenerzählungen. Das Wunderbare liegt verstreut in den kanonischen Texten von Freud, überrascht und freigelegt von der Feenfeder des Autor-Lesers. Die Erzählung von Stephan Broser führt uns in ein Wonderland, wo nichts sich von selbst versteht, wo es an jeder Kehre des Textes aufzumerken gilt – und innezuhalten an allen Ecken und Enden der Begrifflichkeit. Das vorliegende Buch stellt das Freudsche Textgefüge vor dessen eigene implizite Fragen. Welche Bewandtnis hat es mit der Kastration, mit dem Ödipuskomplex und seinem Zerschellen – sobald man diese in Berührung bringt mit der Erzählung ihrer eigenen Metaphern – und sobald man mehr als nur eine Sphinx in Betracht zieht. Wir nehmen also an einer generellen Problematisierung des Freudschen Feldes teil. Es handelt sich um eine textuelle Bahnung, die auf einer genauen Entdeckung beruht, wie sie der Autor bis in ihre Verästelungen nachzeichnet. Scheinbar unerhebliche Details – wie etwa ein Wortfragment – gehen auf die Reise, um unterwegs andere Buchstaben und Texte, andere Briefe und Dokumente zu treffen. In einem Wonderland, wo sich das Unterste zuoberst kehrt, lädt ein Schrank, ein Schrein dazu ein, ins Gespräch zu kommen mit dem grundlegenden Begriff der Freudschen Theorie, der Kastration. Das Schatzkästlein verführt durch die Schätze, die es birgt. Stephan Broser lässt uns durch Freuds dunkles Zimmer hindurch einen Blick werfen auf Rätselfragen, die bislang keine Sphinx gestellt hat. Die systematische Verschattung dessen, was fraglos klar und unbestreitbar schien, stellt die Psychoanalyse selber als Rätsel der Aufmerksamkeit und der weiteren Deutungsarbeit des Lesers anheim.“ (Aus dem Vorwort von Maria Torok)
130 Seiten
Euro 12,- / sFr. 15.-